Fairness
Für mich ist „Fairness“ ein bedeutender Grundsatz in meiner Arbeit mit Pferden und Menschen. Es bedeutet für mich flexibel zu sein. Welche Möglichkeiten bietet mir das Pferd heute und welche der Mensch? Ich möchte mit meiner Arbeit im Augenblick bleiben, um die Bedürfnisse angemessen zu unterstützen. Daher ist es mir sehr wichtig, mich den Gegebenheiten anzupassen und nicht mit starren Methoden meine Ziele zu verfolgen, sondern mit einem vielseitigen Angebot flexibel reagieren zu können. Das Umfeld selbst ist dabei ebenso zu berücksichtigen. Auf diese Art und Weise behalte ich meinen Partner Pferd im Auge:
- Wo und wie lebt das Pferd?
- Welche Sicherheiten benötigt es?
- Welche Sicherheiten benötigt der Mensch?
- Welche Ziele sind heute realistisch?
- Was ist langfristig möglich?
Wenn ich angemessen und flexibel reagieren kann, kann ich es vermeiden, dass evtl. Frust, Angst oder sogar Wut entstehen. Mein Training soll möglichst wenig Möglichkeiten bieten, Fehler zu machen. Vielmehr soll jedes Mensch-Pferd-Team Schritt für Schritt und mit Freude Erfolge erleben - mit einem bunten Angebot. Mein Training soll Spaß machen und Stress vermeiden, denn nur dann können alle anfangen, in einem sicheren Rahmen zu lernen.
Schatztruhenpferde
Sie erscheinen oft unsichtbar, nicht besonders oder es sind gerade die Pferde, die als Problempferde gelten. Doch nimmt man sich die Zeit, die nötig ist, hört ihnen zu und nimmt sie in ihren Möglichkeiten und Bedürfnissen wahr, kann man beginnen, mit ihnen in den Dialog zu treten. Wo ist Motivation vorhanden, wo werden Grenzen benötigt? „Einfach“ mit ihnen zu sein, ohne viel zu verlangen - das ist die Kunst der positiven Beziehung zu Pferden. Dabei ist die Fähigkeit, den Moment, den Augenblick wahrnehmen zu können, immer der Schlüssel, das Herz dieser Pferde zu öffnen, so dass sie bereit sind, mit uns zu arbeiten und uns das Größte zu schenken: Vertrauen.
Auf dem Weg zum feinen Dialog
Eine feine Kommunikation ist der Wunsch von vielen. Sie bedarf viel Übung und Vertrauen auf beiden Seiten. Sie verkörpert ein gemeinsames Zusammenwachsen und voneinander Lernen ohne Machtgedanken, Drill und Ausüben von Druck. Die verbrachte Zeit sollte vielmehr Weg und Ziel einer Freundschaft sein.
Meine Arbeit=Leidenschaft
Ich glaube an das, was ich tue - und möchte dich und dein Pferd bestmöglich unterstützen. Ich freue mich über jede Art von Fortschritt, die meine Schüler erzielen. Kleine Schritte statt große Ziele ist dabei mein Rezept.
Und dann kam Elli
Ich hatte gerade mein Studium in der Landschaftsentwicklung begonnen, als die Entscheidung gefallen ist, mir ein Pferd zu kaufen und mir damit meinen größten Traum zu erfüllen. Ich hatte, wie so viele von euch, mich auf verschiedensten Plattformen im Internet belesen. Ein schwarzer Wallach sollte es sein. Gerne schon geritten und lieb im Umgang. Die Mähne füllig, Alter egal und Hauptsache gesund!
Er sollte Naidon heißen. Ich hatte ein Inserat geschrieben. Natürlich hatte ich in diesem die Äußerlichkeiten weggelassen. Warum? Irgendwie fühlte es sich für mich nicht richtig an, Pferde nach Äußerlichkeiten zu suchen. Schnell kamen Angebote. Eine Frau schrieb, dass sie wisse, dass ich einen Wallach suche, sie habe jedoch eine tolle siebenjährige Stute. Leider sei sie schon einmal verkauft worden. Dort habe sie es alles andere als gut gehabt. Abgemagert sei sie dort und den Schmied habe sie dort auch schon lange nicht gesehen. Sie hat die Stute wieder zurückgenommen, da ihr das Wohlergehen des Tieres sehr am Herzen lag. Sie suche für sie ein neues Zuhause, da sie selbst leider zu groß für die Stute sei und diese unter einer damaligen Reitbeteiligung angefangen habe zu buckeln. Die Stute würde Elli heißen, ein Fuchs und eigentlich ein echter Schatz sein. Elli sei nicht ganz einfach, aber wenn sie jemandem vertraue, total lieb. Oh Gott dachte ich, das ist überhaupt nicht das, was ich suche. Nach einer Nacht Schlaf vereinbarte ich mit der Besitzerin einen Termin. Mein Freund kam zur Besichtigung mit.
Dort angekommen wurden wir von einer schönen weißen Pferdestute freundlich begrüßt. “Oh, das ist die Hübsche?“ wollte mein Freund wissen, worauf er ein zurückhaltendes „Nein“ zur Antwort bekam. Kurz darauf rannte Elli vom anderen Ende der Koppel auf uns zu. Schweif in Arabermanier gehalten, Kopf hoch, stark schnaubend, sehr aufgeregt und angespannt und alles andere als optisch ansprechend. Ich schaute meinen Freund an, er wusste was kommt und sagte: „Nein! Das kaufst du dir bitte nicht!“
"Ich möchte ja nur gucken“, erwiderte ich ihm.
Die Besitzerin kam und brachte die anderen zwei Pferde in ihre Boxen, das beunruhigte diese
schon nervig angespannte Stute noch mehr. Aber kaum hatte sie ein Halfter von der Besitzerin auf, schnaubte sie entspannt ab und war ein anderes Pferd. Durch ihren doch noch sehr mageren Zustand verzichtete ich auf ein Probereiten und kam am nächsten Tag mit einer Freundin wieder, um sie durch freies Arbeiten auf den Platz näher kennen zu lernen. Die Besitzerin sagte mir zwar, dass sie nicht wisse, ob Elli überhaupt mit machen würde, da mit ihr noch nie frei gearbeitet wurde, aber das brachte mich nicht von meinem Vorhaben ab. Elli begriff meine Körpersprache und meine Signale sofort. Nach diesem Eindruck war es mir dann klar, sie sollte es sein. Das entscheidende und wichtigste Kriterium war, dass ich mich in ihrer Nähe wohl fühlte. Ich durfte mit dieser Stute drei Monate arbeiten, um ganz sicher zu gehen. Mindestens dreimal die Woche kam ich, um sie zu longieren und frei mit ihr zu arbeiten, später auch etwas zu reiten.
Ob ich sie jemals reiten würde, wurde mir von Mal zu Mal unwichtiger, weil es mehr gab als das. Mich, wie heute, ohne Sattel und nur mit Halfter von dieser wundervollen Stute tragen zu lassen, undenkbar und in weiter Ferne. Zurückblickend kann ich sehr stolz und dankbar sein, Elli kennengelernt zu haben.
Sie brachte mir vieles bei und veränderte die Sicht auf viele Dinge in der Pferdewelt, von denen ich dachte, sie zu kennen. Ließ mich verzweifeln, hoffen und lachen. Eine der wichtigsten Regeln im Training mit Elli, die zum Erfolg beigetragen hat und auch heute Bestandteil in meiner Arbeit mit Pferden ist: kleine Fortschritte werden umjubelt und schlechte Tage zählen nicht!